Die Geschichte von “Simunye“ liest sich rückblickend wie ein Märchen der Moderne:
Wohlhabende Frau aus dem reichen Europa lernt während eines fünf-jährigen Aufenthaltes in Südafrika die harte, bis ins Mark erschütternde Realität der schwarzen Bevölkerung kennen. Mutig schaut sie hin und stellt sich der Welten-Kluft mit aller Konsequenz.
In einer Wellblechhütte des Slums Mzamomhle begründet Simone Becker, Frau eines nach East London in Südafrika entsandten Daimler Angestellten, das Simunye Day Care Centre im Oktober 1999. Später fanden sich Räumlichkeiten im örtlichen Krankenhaus. Die World Childhood Foundation ermöglichte finanziell das heutige moderne Simunye-Gebäude. Die Anerkennung als Non-Profit-Organisation in Südafrika, die staatliche Zuschüsse ermöglicht, erfolgte 2006, in Deutschland 2007. 60 Slum-Kinder können seither versorgt und gefördert werden und haben eine Chance auf eine bessere Zukunft.
“Simunye” kommt aus der Sprache der Xhosa und bedeutet “Wir sind eins”.
Ohne diese kraftvolle Einigkeit von Menschen aller Couleur aus der ganzen Welt wie den im Slum lebenden einheimischen Betreuerinnen, wie den ortsansässigen weißen Südafrikanern Mike McCartney von den Knights of Da Gama, dem Bauunternehmer Mike Victor oder der Project Managerin Patricia Gunn, und vor allem wie den deutschen Daimler Expatriat-Frauen, deren Freunde und Familien sowie den zahlreichen privaten und nicht privaten Spendern, wäre das Simunye Day Care Centre in seiner heutigen Form nur der Traum einer hilfswilligen Frau geblieben, die nicht wegsehen wollte.
Simone Becker erinnert sich:
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„…gerne wollte ich verstehen, warum noch immer, viele Jahre nach dem Ende der Apartheitspolitik, ein so augenscheinlicher Unterschied zwischen Schwarzen und Weißen bestand.
Schwester Prudence, die Leiterin einer kleinen Klinik in der Wellblechhütten-Siedlung „Mzamo `Mhle“ nahe unserem Wohnort, war eine Xhosa-Dame mittleren Alters und ein ungemein freundlicher, zuhörender und liebevoller Mensch, gradlinig und zupackend.
Von ihr lernte ich, Hilfe zu leisten, wo sie nötig war: Essen, Kleidung, Heilung, AIDS-Krankenbetreuung. Vieles davon überforderte mich, doch ein Thema lies mich nicht los: die leidvolle Armut und Verwahrlosung der kleineren Kinder. Täglich nahm ich den gravierenden Unterschied zum Leben meiner Beiden zu Hause wahr, die bestens versorgt in einem kleinen, weißen, privaten Kindergarten lernten. Hier in der Wellblechhüttensiedlung passten Kinder der arbeitenden Xhosa-Frauen auf noch kleinere Kinder auf. Unfälle waren an der Tagesordnung, der Stärkere beherrscht die Straße.
So schickte mich Schwester Prudence zu dem bereits bestehenden Kindergarten von Yandiswa. Meine Freundin Ellen Platz und ich brachten neben Essen, Stiften und Papier, Puzzle und Bälle zu Yandiswa, die in ihrer Wellblechhütte ungefähr 10 Kinder betreute. Den Kindern machten die neuen Dinge viel Spaß. Nicht nur Yandiswa verfolgte voller Staunen, dass ein Tag mit Anregungen und Routine für die Kinder auch für sie viel leichter zu bewältigen war.
Leider stand Yandiswas Hütte nach jedem Regenguss unter Wasser. Es war schnell klar, die Wellblech-Hütte musste erneuert werden. Von der Firma Daimler AG konnten wir ausrangierte, wasserbeständige Holzteile verwenden. Mit den Spenden unserer Freunde und Eltern konnten Männer aus der Wellblechhüttensiedlung bezahlt werden, die eine völlig neue Hütte bauten. Sogar weitere Kinder konnten wir aufnehmen.
Die World Childhood Foundation von Königin Silvia von Schweden wurde via Josef Rückert, einem Daimler Expatriate, auf uns aufmerksam. Deren Spende von 25.000 $ ermöglichte das heutige feste „Simunye“-Gebäude (9 m x 15 m) mit 2 großen Kinder-Aufenthaltsräumen, Küche und Toilette auf eigenem Grund, direkt neben der Klinik.
Haus und Grundstück übertrugen wir notariell der katholischen Kirche, was die Verwendung als Kindertagesstätte langfristig garantiert. Ein Komitee aus südafrikanischen und deutschen Mitgliedern wurde gegründet. Dies war leider der letzte Schritt für mich, Südafrika direkt vor Ort zu unterstützen. Der Zeitpunkt für unsere Familie war gekommen, nach Deutschland zurückzukehren.
Seit Bestehen sorgt die Kindertagesstätte nun für ca. 60 Kinder zwischen 2 und 5 Jahren. Die Kinder verbringen ihren Tag von 8 bis 17 Uhr in der Tagesstätte in freundlicher Umgebung. Sie bekommen ein Frühstück, ein warmes Mittagessen und ein Sandwich am Nachmittag. Die tägliche Routine umfasst Vorschulerziehung, Englischunterricht und geeignete Aktivitäten für die Kinder. Sogar Gemüse wird in Eigenregie im Schulgarten „Dreamcatcher“ angebaut.
Mit Hilfe von Freunden und Familien, welche Simunye bereits aus Südafrika kannten, habe ich den „Förderverein der Kindertagesstätte Simunye in Südafrika e.V.“ ins Leben gerufen. Dieser wurde im Jahr 2007 beim Amtsgericht Böblingen als gemeinnütziger Verein anerkannt und eingetragen.“